Dein Tierschutzhund zieht ein – was ist zu beachten?

Die Übergabe

Um die Übergabe so stressfrei wie möglich zu gestalten, sind maximal zwei Abholer ideal. Auch eventuelle andere, tierische Familienmitglieder sollten den neuen Hund erst Zuhause kennenlernen. Dein neues Familienmitglied hatte, in seinem bisherigen Leben, eventuell noch keine feste Bezugsperson, oder wurde nicht gut behandelt. Die meisten Hunde wurden häufig nur draußen und auch oft an der Kette gehalten, oder waren Straßenhunde. Deshalb ist das Vertrauen zu Menschen manchmal gering und muss erst aufgebaut werden. Bitte bringe Napf, Trinkwasser und Leckerchen mit, denn dein Hund hat einen langen Transport hinter sich. Fürsorge nach dem Aussteigen aus der Transportbox beeinflusst die erste Zeit mit deinem neuen Familienmitglied sehr positiv. Zusätzlich sind Halsband, Geschirr und Leine, mit denen du deinen Hund doppelt sichern musst, mitzubringen. Ohne zumindest ein Sicherheitsgeschirr mit Leine, können wir dir den Hund nicht übergeben. Ein Beispiel dazu findest du hier: https://freundeskreisnotfellchen.org/ablauf-adoption/

Dein Hund muss auch im Auto gesichert sein! Kein freier Transport im Kofferraum! Möchtest du deinen Hund auf der Rückbank transportieren, ist es dringend erforderlich ihn vorschriftsmäßig zu sichern und eine Begleitperson neben ihm zu haben. Eine weitere Möglichkeit ist der Transport in einer passenden, gesicherten Transportbox.

Ankunft Zuhause

Leine loslassen, oder Box öffnen bitte nur in einem gesicherten Umfeld. Entweder in der geschlossenen Garage, im Haus, der Wohnung, oder auf einem ausbruchsicheren, entsprechend hoch eingezäunten Grundstück. Bitte lasse dem Hund die Zeit die er benötigt, um die Transportbox zu verlassen und seine neue Umgebung zu erkunden. Am besten setzt ihr euch gemütlich dazu, trinkt einen Kaffee und unterhaltet euch entspannt. Lasst den Hund dabei ganz in Ruhe, ohne durch Rufen, Locken, oder Leckerchen seine Aufmerksamkeit zu fordern, denn er braucht diese Zeit, um sich zu orientieren und Sicherheit, in der ihm unbekannten Umgebung, mit den ihm unbekannten Menschen zu finden. Sobald er diese Sicherheit hat, wird er zu euch kommen und ihr könnt ihn ansprechen, ihm Leckerchen geben und ihn auch sanft streicheln. Am besten führt ihr ihn an der Leine und zeigt ihm sein neues Zuhause. Ganz nach dem Motto: „Schau mal, das ist meins und du darfst dich hier wohlfühlen“. Der Mensch geht voran und gibt sein „Eigentum“ preis bzw. erklärt es dem Hund, im besten Falle durch Gesten, ohne Worte. Das wirkt banal macht es dem Hund aber wesentlich einfacher.

Gesundheit und Verhalten

Dein Hund hat, wenn er das Ausland verlässt, alle nötigen Impfungen, ist entwurmt und gechipt. Sollte ein Tier eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben von der wir wissen, haben wir dir dies selbstverständlich mitgeteilt. Nichts desto trotz bringen Tierschutzhunde alle ihre persönlichen Geschichten mit, ob psychisch oder physisch und man sollte kleinere Baustellen bei Auslands- und Tierschutzhunden einkalkulieren. Eine eventuelle Beteiligung des Vereins an Tierarztkosten, für später auftretende Erkrankungen, muss in jedem Fall vorab mit dem Verein geklärt werden, ansonsten müssen wir solche Anfragen ablehnen. Bitte seid euch darüber bewusst: Trotz tierärztlicher Untersuchung vor der Abreise, kann eine nicht erkannte Krankheit (auch bei Hunden, die von einem Züchter kommen) natürlich nie, mit letzter Sicherheit, ausgeschlossen werden.

Natürlich kann es einmal sein, dass ein Tier krank wird. Bedingt durch den Stress des Transportes und der Umstellung auf ein neues Futter und völlig neue Lebensumstände kommt es in einigen Fällen zu Durchfällen. Diese können sich auch eine ganze Weile hinziehen. Bei hartnäckigen Fällen kann am Anfang schon mal eine Reis – Hühnerfleisch – Diät nötig sein.

Btte füttere während der ersten Tage Schonkost bzw. Sensitivfutter in kleineren Portionen und stelle erst nach und nach auf das ursprünglich geplante Futter um. Vorsicht auch bei industriell hergestellten Leckerchen, auch sie werden oft nicht gleich vertragen. Leidet dein Hund unter schuppiger, trockener Haut liegt dies an der vorherigen schlechten Lebens- und Ernährungssituation. Mit der Zeit wird sich dies bei dir, durch die bessere Pflege und gutes Futter, normalisieren. Sollte dein Hund Anzeichen einer Erkrankung zeigen, solltest du ihn bei einem Tierarzt vorstellen.

Wir suchen die Hunde mit großer Sorgfalt aus, dennoch kann es hinterher zu Auffälligkeiten kommen, die vorab nicht erkennbar waren. Das Leben auf der Straße, oder im rumänischen Shelter ist hart, der Transport nach Deutschland lang. Die Hunde springen nicht voller Freude „Schwanz wedelnd“ aus der Transportbox in deine Arme, können Sitz, Platz, an der Leine gehen und sind stubenrein. Viele haben Angst, können keine Treppen gehen, kennen das Leben im Haus nicht.

Bitte gebe deinem Hund die Zeit die er braucht, um all das zu lernen. Das kann sehr schnell gehen aber auch Wochen dauern. Versuche nicht es zu erzwingen: Strafen sind immer kontraproduktiv, denn sie erhöhen den Stresspegel.

Die ersten Tage und Wochen

Bitte lade für die nächsten Tage keine Verwandtschaft und Freunde ein. Gib deinem neuen Familienmitglied Zeit, sich erst einmal an dich zu gewöhnen und dann Schritt für Schritt an weitere Menschen und Tiere! Auch in den ersten Wochen, sollte dein Hund nur gesichert nach draußen gehen. Auch ein gesicherter Garten ist nur in Begleitung wirklich sicher! Irgendwo kann immer ein unentdecktes Schlupfloch sein. Offene Fenster und Balkone, auch in oberen Stockwerken, haben schon so manchen Hund verleitet, sich selbstständig zu machen! Vorsicht besonders auch beim öffnen der Haus- oder Wohnungstür! Ist der Hund erst einmal entwischt, ist es meist sehr schwer diese Hunde wieder einzufangen, denn sie kennen ihr neues Umfeld noch nicht, haben noch keine Bindung zu ihren neuen Menschen und sind sehr gut in der Lage, sich draußen vor Menschen zu verstecken.

Geduld ist alles

Stelle dich auf dein neues Familienmitglied ein und überfordere es nicht. Bitte bedenke das dein Hund eventuell durch die vorherige Haltung, Kette oder Zwinger kaum Muskulatur hat und längere Spaziergänge am Anfang zu viel sein können. Zusätzlich überfordern oft die vielen neuen Eindrücke. Richte dich also bei Spaziergängen hinsichtlich Tempo und Länge nach deinem Hund. Wichtig ist z.B. auch, dass du ihm die Möglichkeit gibst, seine neue Umgebung geruchlich wahrzunehmen und einzuordnen (Zeit geben zum schnüffeln). Es kann sein, dass dein Hund ängstlich und vorsichtig ist, viele Hunde haben schlechte Erfahrungen mit Menschen, besonders mit Männern, gemacht. Auch vor lauten Geräuschen, Gegenständen wie Stöcken, Säcken oder großen Tüchern haben viele Hunde geradezu panische Angst. Bitte reagiere mit Geduld, Verständnis und Gelassenheit, denn so unterstützt du deinen Hund und gibst ihm Sicherheit.

Das tut dem Hund zu Beginn eurer neuen „Partnerschaft“ richtig gut:

Wie baue ich Vertrauen auf?
Da du und dein Hund sich noch nicht so gut kennen, ist es wichtig, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Warte, bis dein Hund ausreichend Vertrauen gefasst hat und von sich aus deine Nähe sucht. Bedränge ihn nicht! Lasse ihm ausreichend Zeit, sein neues Zuhause zu erkunden.

Alltagsroutine = Sicherheit
Je strukturierter der Alltag mit deinem neuen Hund abläuft, desto leichter kann er sich eingewöhnen. Plane einen mehr oder weniger fixen Tagesablauf und fügen neue Aktivitäten Schritt für Schritt hinzu. Zum Beispiel aufstehen, Pipi machen, fressen, ruhen…..jeden Morgen.

Ruhezeiten und Ruheorte schaffen
Am besten stellst du deinem Hund einen Schlafplatz und Rückzugsort zur Verfügung, der ihm Sicherheit gibt. Besonders unsicheren Hunden helfen oft Transportboxen, in die sie sich zurückziehen können. Schlaf – und Ruheplätze sollten sich an ruhigen Orten (z.B. Ecke des Arbeitszimmers) befinden. Dort darf der Hund nicht gestört werden. Die gesamte Ruhezeit eines gesunden erwachsenen Hundes (inkl. Schlafen in der Nacht und Dösen untertags) sollte mindestens 17-20 Stunden betragen, bei Welpen oder Hundesenioren sogar mehr!

Kurze Spaziergänge, dafür öfter raus
Erhöhter Stress wegen der neuen Umgebung kurbelt die Urinproduktion an, weswegen der Hund zu Beginn als nicht stubenrein erscheinen kann. Bis der Hund die neue Umgebung gut kennt, solltest du 4-5 Mal täglich sehr kurze „Gassirunden“ einplanen, damit er sich regelmäßig lösen kann und nicht zu viele neue Eindrücke auf einmal zu verarbeiten hat.

Signale des Hundes beachten
Achte auf Signale wie Gähnen, Lefzenlecken, Kopf von einer Person einem Objekt wegdrehen oder Knurren. Diese zeigt der Hund, wenn ihm etwas unangenehm ist. Bringe deinen Hund ruhig aus unangenehmen Situationen hinaus bzw. gib deinem Hund Abstand, wenn er dir gegenüber solche Signale zeigt.

GANZ WICHTIG:  Unterbinde niemals ein Knurren!
Dein Hund zeigt dir so, dass er sich bedrängt fühlt. Hunde, denen diese „Warnstufe“ abgewöhnt wurde, lernen so, dass Warnungen erfolglos sind und gehen unter Umständen ohne deutlich sichtbare Anzeichen zu Schnappen oder Beißen über. Gehe besonders in der Eingewöhnungsphase Konfrontationen aus dem Weg. Gib deinem Hund Zeit, um Vertrauen aufzubauen und seine Unsicherheit abzulegen. Achte auf deinenUmgang mit dem Hund, indem du Sicherheit vermittelst, ruhig und entspannt mit ihm redest und so wenig bedrohlich wie nur möglich auf ihn wirkst. (nicht direkt in die Augen starren, über ihn beugen, etc….)

Das alleine bleiben von Beginn an in kleinen Schritten üben
Übe vom zweiten Tag an das alleine bleiben, indem du den Hund schrittweise und allmählich, in länger werdenden Zeit Intervallen (5 Minuten, 10 Minuten, 20 Minuten usw.), alleine lässt. Mache keine große Zeremonie beim Abschied oder Wiedersehen, ein kurzes Signal „Hallo“ reicht. Gebe ihm z.B. etwas zum Kauen oder einen gefüllten Kong als Beschäftigung. Vermeide es, den Hund plötzlich lange alleine zu lassen – das kann Verunsicherung oder im schlimmsten Fall Trennungsangst auslösen! Nehme bitte rechtzeitig qualifizierte Hilfe in Anspruch, sollte es dennoch Probleme mit dem alleine bleiben geben. „Daran wird er sich schon gewöhnen und da muss er jetzt durch“ sind keine Lösungen, sondern verschlimmern die Situation!