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Reisebericht Sighetu Marmatiei 28.03. – 05.04.2024

Thilo Pelk und Sylvia Bendel


Am 28.03.2024 startete unsere Reise nach Sighetu Marmatiei.
Wir landeten abends um 23.10 Uhr am Airport in Cluj Napoca.
Mit dem Mietwagen ging es dann noch 3,5 Stunden durch die Nacht bis nach Sighetu.
Die liebe Elvira erwartete uns schon freudig mitten in der Nacht. Es war ein sehr herzliches Wiedersehen nach so vielen Jahren und wir haben uns während unseres Aufenthalts bei ihr wie Zuhause gefühlt.

4 Stunden Schlaf mussten reichen und nach einem guten Frühstück fuhren wir Freitagmorgen direkt ins Shelter. Erst mal alle Hunde kurz sichten und begrüßen und schon flossen die ersten Tränen. So viele großartige Hunde, die es nicht verdient haben, so leben zu müssen.

Die vielen Welpen, so fröhlich und nach Aufmerksamkeit lechzend. Nichts ahnend, dass das Leben nichts Gutes für sie vorgesehen hat.
Wir gingen durch alle Zwingerreihen und wurden von den meisten Hunden lieb und freudig begrüßt. Einige Hunde wirkten resigniert oder waren sehr verängstigt. Es bricht einem das Herz die Hunde so zu sehen.

Die Zwinger sind klein und immer nass, da dort die wärmende Sonne nicht ankommt. 1-mal täglich werden die Zwinger von den städtischen Arbeitern mit Wasser gereinigt. Die Hunde stehen und liegen ständig in der Nässe und in ihren Exkrementen.
Die meisten Hunde sitzen zu zweit oder zu dritt, die großen Hunde meistens allein, da der Platz für 2 große Hunde nicht ausreicht. Die Zwinger am Gebäude sind etwas größer und dort teilen sich dann bis zu 5 oder 6 Hunde einen Zwinger.

Ziel unseres 1-wöchigen Aufenthaltes war die Erneuerung der Trenngitter zwischen den Zwingern, da die alten Zäune marode und sehr gefährlich für die Hunde waren.
Durch die rausstehenden Drähte hatten sich schon viele Hunde verletzt und ein Hund hat sogar ein Auge verloren. Die Trenngitter sind immens wichtig, damit die Hunde sich nicht durch die großen Öffnungen der Zwingergitter beißen und verletzen können. Tagein, tagaus immer der gleiche Trott in den kleinen Zwingern ohne Abwechslung oder Auslauf, erzeugt Frust und Aggressionen unter den Hunden.

Die neuen Trenngitter lagen schon zum Einbau bereit. Eine Lösung für die Befestigung der Gitter musste noch gefunden werden. Also führte unser Weg uns in den Baumarkt. Elvira begleitete uns als Übersetzer und so wurden wir fündig.

Zurück im Shelter fingen wir direkt an die ersten maroden Zäune und Drähte in den Zwingern zu entfernen. Das Entfernen der alten Zäune und Drähte war sehr zeitaufwändig.
Da wir in jeden einzelnen Zwinger rein mussten, durften die Hunde in dieser Zeit frei im Hof laufen und die meisten hatten einen riesigen Spaß.
Endlich etwas Freiheit, auch wenn es nur für einen kurzen Zeitraum war.
Für die ängstlichen Hunde war es allerdings Stress und sie wollten so schnell wie möglich wieder zurück in ihre sichere Hütte im Zwinger. Während die einen frei im Hof liefen, protestierten die anderen die im Zwinger bleiben mussten lautstark. Wahnsinn, was ein Geräuschpegel durch das Bellen der vielen Hunde entsteht.
Da die Zwinger sehr klein sind, mussten wir die Hütten verschieben, damit wir die losten Drähte entfernen und die neuen Trenngitter richtig befestigen konnten.
Dabei fiel uns auf, dass viele der älteren Hütten sehr marode sind und nicht mehr lange Schutz für die Hunde bieten werden. Ein paar wenige konnten wir noch austauschen, da noch Hütten im Hof standen. Die letzten angeschafften Hütten waren leider zu groß und passten nicht richtig in die Zwinger. Diese Hütten wurden von Thilo gekürzt und passend gemacht, damit jeder Zwinger wieder eine Hütte hat. Das war sehr zeitaufwändig und bremste uns anfangs arg aus.
Thilo hat am letzten Tag eine Bestandsaufnahme der Hütten gemacht, da die alten Hütten zeitnah ausgetauscht werden müssen. Durch die ständige Nässe in den Zwingern verrotten die Hütten schneller als man glaubt. Aber die Hunde brauchen eine Hütte, um wenigstens einen Platz zu haben an dem sie einigermaßen trocken liegen können und um Schutz vor Wind und Kälte zu haben und als Rückzugsort für die ängstlichen und resignierten Hunde.

Beim Verschieben der Hütten kam viel Dreck, tote Ratten und riesige Mengen an Rattenkot zum Vorschein, sodass alle Zwinger noch komplett gereinigt werden mussten.
Die Zeit rannte nur so davon.

Am Freitag schafften wir dann die ersten 7 Zwinger mit neuen Trenngittern zu versehen.

Nach jedem Shelter Besuch stand erst mal eine ordentliche Dusche auf dem Programm. Es ist der Wahnsinn wie verdreckt und stinkig man ist.

Nach einem leckeren Essen und geschafft vom ersten Tag ging es früh ins Bett. Doch so wirklich schlafen war nicht drin, da die Gedanken und Eindrücke einen nicht richtig zur Ruhe kommen lassen.

Es war nicht so sehr die körperliche Arbeit, sondern die psychische Belastung, die uns aufwühlte. So viele wundervolle Hunde und die Gewissheit, dass wir niemals für jeden dieser Hunde ein schönes Zuhause finden werden. Das die meisten Hunde dort ein furchtbares Dasein bis zum Lebensende fristen müssen. Das tut so unendlich weh.

Samstag und Sonntag konnten wir nur von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr ins Shelter.
Montag bis Donnerstag von 8:00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Samstag hatten wir uns aber schon um 7.00 Uhr verabredet und konnten von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr unsere Arbeit fortsetzen.
Eigentlich wollten wir die letzten 3 Zwinger in der Vorzeigereihe fertig machen, da aber die Welpen frei im Hof liefen, konnten wir die erwachsenen Hunde nicht rauslassen.
Daher gingen wir erst mal auf die Rückseite der Vorzeigereihe, um dort weiterzumachen.
Dort saßen einige Hunde, die wir bisher noch nicht kannten und die auch nicht auf unserer Homepage waren.
Es machte auf mich den Eindruck das dort die „Vergessenen“ sitzen.
Die Hunde in dieser Zwingerreihe sitzen sehr isoliert. Es machte uns sehr traurig. So großartige und liebe Hunde, die sich sehr über unseren längeren Besuch freuten.
Auch hier mussten 2 Hütten gekürzt werden, was ebenfalls wieder viel Zeit kostete. Die Hunde genossen es, mit uns zusammen zu sein und blieben meistens dicht bei uns und schauten uns beim Arbeiten zu.
In dieser Zwingerreihe mussten auch noch die Decken mit Gittern verschlossen werden, da die Hunde versuchen über die Zwinger zu klettern und dann in anderen Zwingern landen. Die Verletzungsgefahr beim Klettern ist sehr groß.
Die Decken ebenfalls mit Gittern zu versehen war auch sehr zeitaufwändig.
Wir machten noch Bilder und Videos von den Hunden, die nicht auf der Homepage waren, damit sie endlich gesehen werden und eine Chance auf Adoption bekommen.

Viel zu schnell war es schon 12.00 Uhr und wir mussten das Shelter verlassen.
Wir fuhren mit Elena noch zu einem privaten Platz, an dem auch noch Hunde untergebracht sind, die natürlich auch versorgt werden müssen.

Wir hatten Glück mit dem Wetter. Mit viel Sonne und Wärme, konnten wir anschließend bei Elvira im Garten etwas entspannen, aber der Kopf war voll mit traurigen Bildern.


Sonntag waren wir von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr im Shelter und konnten die letzten 3 Zwinger der Vorzeigerreihe mit den Trenngittern fertigstellen. Eine komplett marode Hütte wurde von uns entsorgt und durch eine andere Hütte ersetzt. Ebenfalls musste wieder eine Hütte gekürzt und passend für den Zwinger gemacht werden.

Die Zeit verflog wieder viel zu schnell und wir mussten um 12.00 Uhr das Shelter wieder verlassen.

Was tun mit dem Sonntagnachmittag. Elvira machte mit uns einen Ausflug zum Manastirea in Barsana. Ein Kloster, auf einem wunderschönen Areal mit wunderschönen Bauwerken.
Es war ein schöner Nachmittag bei herrlichstem Wetter.

Montag waren wir wieder pünktlich um 8.00 Uhr im Shelter und setzten unsere Arbeit auf der Rückseite der Vorzeigereihe fort.
Die wundervollen Hunde dort hatten wieder viel Freude mit uns und genossen die kleine Freiheit und die Aufmerksamkeiten von uns.
Beim Kraulen von Snow viel uns eine Kette auf, die im Fell verwachsen war. Nicht auszudenken, wenn die in die Haut reingewachsen wäre.
Also versuchten wir mit vereinten Kräften Snow von dieser Kette zu befreien.
Es war allerding sehr schwierig, da die Kette im Fell verwachsen war.
Mit dem Bolzenschneider gelang es uns dann doch, die Kette zu durchtrennen und mit der Schere das Fell abzuschneiden. Ganz brav und lieb ließ Snow alles mit sich machen.

Montag schafften wir dann alle Zwinger der Rückseite mit Trenngittern und Decken zu versehen.

Am Dienstag hatten wir um 9.00 Uhr einen Termin bei der Stadt/Urbana, dem Shelterbetreiber.
Dankeschön an dieser Stelle nochmals an Ildiko´s Mann, der uns als Übersetzter an der Seite stand. Wir hatten ein sehr langes Gespräch und waren daher erst gegen 12.00 Uhr im Shelter.

Diesmal waren die Zwinger im neuen Trakt an der Reihe und mit vereinten Kräften schafften wir tatsächlich noch 10 Zwinger mit neuen Trenngittern zu versehen.
Die Hunde genossen die Aufmerksamkeit und die kurze Freiheit außerhalb der Zwinger.
Natürlich haben wir immer zwischendurch Fotos und Video von den Hunden gemacht und sie geknuddelt und gestreichelt.

Mittwoch waren wir dann wieder um 8.00 Uhr im Shelter und schafften es die letzten 10 Zwinger fertigzustellen. Auch hier mussten wir wieder Hütten reparieren, was immer viel Zeit kostete. Mittwochabend hatten wir es dann endlich geschafft. Alle Zwinger waren von den maroden Zäunen und Drähten befreit und mit neuen Trenngittern versehen.

Es sah richtig gut aus und vor allem sauber, da durch das Verrücken der Hütten der alte Dreck und Rattenkot entfernt wurde und die Zwinger ausgespritzt und ausgekehrt wurden.

Ein großes Dankeschön an Elena, Ildiko, Elvira, Bea, Erika, Narcisa für die große Hilfe beim Entfernen der alten Zäune und Drähte und beim Reinigen der Zwinger. Ohne diese Hilfe hätten wir es zeitlich nicht geschafft, denn das Entfernen der alten Zäune war sehr zeitaufwändig.

Donnerstag war unser letzter Tag und passend zu unserer traurigen Stimmung regnete es und machte das Leben für die Hunde dort noch schrecklicher.

Die Welpen waren alle patschnass und zitterten zum Teil.
Wir trockneten sie mit Handtüchern ab. Aber was bringt es, wenn sie außer ihrer kleinen Hütte keinen Schutz vor Regen und Kälte haben. Und sie wollten doch bei uns sein, anstatt in ihrer langweiligen Hütte zu liegen. Es tut so verdammt weh und bricht einem das Herz.
Kurzum beschlossen wir für Ende April noch Hunde auf Pflege zu nehmen. Aber wen soll man aussuchen, wenn doch alle so wundervoll sind und jeder es verdient hätte.

Diese psychische Belastung kostet viel Kraft und geht tief unter die Haut.

Den großen freistehenden Zwinger im Hof mit den Senioren konnten wir zum Teil auch noch von den alten Zäunen befreien und mit den Resten der festen Gitter erneuern.
Nachdem wir hier eine ganze Schubkarre Rattendreck entfernt hatten, konnten wir noch eine dritte Hütte aufstellen. Leider hatten die Kunststoffhütten keinen isolierten Boden.
Aus den Resten alter Hütten konnten wir dann tatsächlich noch 3 isolierte Böden für die Hütten zuschneiden und einbauen.

Aus den Resten der Trenngitter flickte Thilo noch Löcher in den Zwingern am Gebäude, die eigentlich einen geschlossenen Trennschutz zwischen den Zwingern haben. Aber auch da verursacht die ständige Nässe in den Zwingern, dass der Sichtschutz rostet und verrottet.

Die Hunde dort haben größere Zwinger, müssen sich aber den Zwinger mit einigen weiteren Hunden teilen.

Da wir nur am ersten Tag kurz in diesem Zwingerbereich waren, verbrachten wir den letzten Tag dort, um auch diesen Hunden wenigstens kurz etwas Aufmerksamkeit zu schenken.
Die meisten durften kurz laufen und hatten viel Freude mit uns.

Wir waren täglich die erlaubten Stunden im Shelter und arbeiteten ohne Pausen durch. Lediglich zum Knuddeln der Hunde und Fotos/Videos machen nahmen wir uns kurz Zeit. Zeit, die für die Hunde so viel bedeutet. Sie genießen jede noch so kleine Aufmerksamkeit.
Einige Hunde, die zurückhaltend waren, wurden viel neugieriger und genossen es richtig, dass wir ihnen Aufmerksamkeit schenkten.
Leider gibt es auch einige Hunde, die resigniert haben oder einfach so gestresst und ängstlich sind, dass sie sich überhaupt nicht aus den Hütten raus getraut haben.
Hunde, die alt und krank sind, für die man sich wünscht, dass sie ihren Lebensabend warm und umsorgt verbringen dürfen. So viele Hunde ohne Aussicht auf ein schönes Leben, verdammt dazu auf wenigen nassen und verdreckten Quadratmetern zu leben.

Mit Tränen in den Augen und weinend verabschiedeten wir uns am Donnerstag von allen Hunden mit einem kleinen Leckerchen, hoffend für den ein oder anderen noch ein schönes Zuhause oder eine Pflegestelle zu finden.

Am Abend hatten uns die Frauen zum Abschied zum Essen in ein Restaurant eingeladen.
Wir entschieden uns für ein traditionelles rumänisches Essen und es war sehr lecker und reichlich.

Dankeschön Elena, Ildiko, Elvira, Bea und Narcisa für die Einladung und den schönen Abend.
Es war ein schöner Abschluss und hat uns sehr gut gefallen.

Am frühen Freitagmorgen ging es dann mit dem Leihwagen zurück nach Cluj Napoca und mittags mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland.

Erst mal alles sacken lassen und verdauen. Es braucht Zeit, damit die Psyche sich erholt.

Ein großes Dankeschön an alle Volunteers, die täglich und auch am Wochenende ins Shelter gehen, um die Hunde zu versorgen und ihnen ein klein wenig Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Unter dem Zeitdruck bleibt leider nicht viel Zeit sich mit einzelnen Hunden zu beschäftigen, aber sie genießen jede noch so kleine Aufmerksamkeit.
Ohne die Volunteers wären die Hunde verloren. Wir können ihnen nicht genug danken.
Einen großen Respekt davor, was die Frauen dort täglich leisten. Unsere Psyche würde daran zerbrechen, wenn wir jeden Tag dieses Elend sehen müssten.


Ein weiteres Dankeschön an Elvira, die unsere Gastgeberin für diese Woche war.
Bei der wir wohnen durften. Die uns jeden Morgen ganz früh schon Frühstück zubereitet hat und jeden Abend sehr lecker für uns gekocht hat. Die uns begleitet hat bei Besorgungen als Dolmetscher und uns natürlich auch im Shelter unterstützt hat.

Danke an alle Volunteers, ihr seid großartig und wir hoffen wir können gemeinsam noch viel bewirken für die wundervollen Hunde.

16.04.2024 Sylvia Bendel und Thilo Pelk